Das Inserat aus dem Tagblatt hatte ich schon länger ausgeschnitten. Doch für den Schritt bei der Stiftung anzurufen brauchte ich etwas Zeit.

Ich bin 88 Jahre alt, lebe noch weitgehend selbstständig, wenn auch zunehmenden Einschränkungen. Das Gehen fällt mir schwer, die Sehfähigkeit hat nachgelassen und mit der Erkrankung der Neuropathie kamen auch chronische Schmerzen.

Ich kann auf ein gutes Leben zurückblicken. War verheiratet, mein Mann ist vor einigen Jahren gestorben, habe vier Buben grossgezogen. Alle haben ihren Weg gefunden und auch wenn wir ein enges und inniges Verhältnis haben, leben doch auch alle ihr eigenes Leben. Und wohl verstanden. Das ist auch richtig so.

Die Tage sind lang. Ich finde immer wieder etwas das mich freut. An die Stiftung habe ich mich gewendet, weil ich mir einen regelmässigen Kontakt zu einer netten Frau wünschte. Eine, die mit mir plaudert, mich mit dem Rollator auf kleinen Spaziergängen begleitet und die mit mir Freud und Leid teilt.

Nach einem ersten Gespräch mit einer Vertreterin der Stiftung wurde mir der Kontakt zu einer Freiwilligen vermittelt. Frau F. kommt nun zu mir und wir freuen uns immer beide auf diesen Termin. Wir haben immer etwas zu erzählen und zu lachen. Ganz schön ist, dass sie auch ursprünglich aus Österreich kommt. Wir können über frühere Zeiten sprechen. Mit ihr erlebe ich immer eine kurzweilige und schöne Zeit, die wie im Fluge vergeht.

Ich finde das Angebot der Stiftung wirklich gut. Schade kennen es viele alte Leute nicht. Manche mögen sich auch genieren anzurufen und aus der eigenen Einsamkeit aufzubrechen. Diese Menschen möchte ich ermutigen, neue Menschen in ihr Leben zu lassen. Dies ist wahrlich ein Gewinn.

Die Dame von der Stiftung hat mich ermutigt, mich selbst einzubringen. So stehe ich gerne zur Verfügung, wenn jemand Fragen zur Neuropathie hat. Schliesslich habe ich dort Kompetenzen.

Helene Brügger

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